Wann warst du das letzte Mal in den Binsen?
Hi, Johann. Na, was machst du heute? Wollen wir ein Eis essen gehen?
Tut mir leid, ich habe leider keine Zeit. Nachdem unser letztes Projekt in die Binsen gegangen ist, muss ich härter denn je arbeiten.
Binsen? Was sind Binsen? Und was ist mit Johanns letztem Projekt passiert? Ich verstehe nicht ganz, was er mir sagen will.
Stellt euch vor, ihr seid an einem See und wollt in das Wasser. Oft wachsen am Ufer hohe Pflanzen, die auch sehr dicht sind. Diese Pflanzen nennt man Binsen. Wenn ihr euch nun hinter diesen Binsen ganz klein macht, kann euch niemand sehen. Es ist also ein perfektes Versteck. Auch viele Vögel, die auf dem Land und auf dem Wasser unterwegs sind, sind schon auf diese Idee gekommen. Für Jäger waren sie somit außer Sichtweite und die Tiere konnten sich daher weiter ihres Lebens erfreuen. Der Jäger dagegen musste mit leeren Händen nach Hause gehen. Für ihn ging die Jagd in die Binsen. Die Jagd war nicht erfolgreich.
Man verwendet die Redewendung, wenn man sagen möchte, dass etwas nicht funktioniert oder auch, wenn etwas verloren oder kaputtgeht . Johann hatte also irgendwelche Probleme mit seinem Projekt und ist mit diesem Projekt gescheitert. Hoffen wir, dass sich seine harte Arbeit lohnt und er diesmal mehr Erfolg haben wird.
Na, alles in Butter bei dir?
Hallo Martin! Wie geht es dir heute? Wann fährst du in Urlaub? Das letzte Mal warst du dir noch nicht ganz sicher.
Ach, jetzt ist alles in Butter. Ich fliege am 14.09. nach Spanien.
Was soll das denn schon wieder heißen? Alles ist in Butter? Das verstehe ich wirklich nicht. Was hat denn Butter mit der Reise zu tun?
Mehr als ihr vielleicht denkt. Gehen wir zurück ins Mittelalter. Dort wurde häufig Handel betrieben. Verschiedene Waren mussten über mehrere Kilometer transportiert werden. Natürlich gab es damals noch nicht so schöne Wege wie heute. Das war also ein ziemliches Gerüttel, wenn die Händler mit ihrem Wagen über die steinigen Wege polterten. Nicht selten ging dabei mal etwas kaputt. Vor allem Gläser zerbrachen oft. Wer kennt das nicht? Hat man ein Glas in der Tasche und stößt mit der Tasche zum Beispiel an einen Tisch, so zerbricht das Glas und man muss aufpassen, dass man sich nicht an den Scherben schneidet. Aber zurück ins Mittelalter. Kaputte Gläser konnte man nicht mehr verkaufen. Man musste also eine Lösung finden, um die Gläser sicher transportieren zu können. Ein Händler hatte die rettende Idee: Er stapelte die Gläser in einem Fass. Danach goss er heiße, flüssige Butter über die Gläser. Mit der Zeit kühlte die Butter wieder ab und wurde fest. Die Gläser konnten also nicht mehr rutschen und nicht mehr kaputtgehen. Selbst wenn ein Fass einmal z.B. einen Berg runterrollte, blieb es ganz. Die Lösung war gefunden.
Heute benutzt man diese Redewendung noch, wenn man betonen möchte, dass etwas sicher ist bzw. feststeht.
Wer hat dich im Stich gelassen?
Markus hat mich schon wieder im Stich gelassen.
Vielleicht habt ihr diese Redewendung schon öfter gehört und euch gewundert, was sie bedeuten soll. Man benutzt sie, wenn man jemandem in einer schwierigen Situation nicht hilft. Dies kann nicht nur für Personen benutzt werden, sondern auch für Maschinen, wenn sie nicht mehr funktionieren oder kaputtgehen.
Du kannst also z.B. von einem Freund im Stich gelassen werden, aber auch von deinem Handy.
Doch woher kommt diese Redewendung?
Dafür gehen wir zurück in das Mittelalter zu Rittern und Ritterturnieren. Manchmal fiel ein Ritter von seinem Pferd. Er brauchte Hilfe, um wieder auf sein Pferd zu kommen. Ihr müsst euch vorstellen, dass die Ritterrüstung viele Kilos gewogen hat und der Ritter sich daher nur schwer bewegen konnte. Alleine auf sein Pferd zu kommen, stellte eine große Herausforderung dar, die er nicht bewältigen konnte. Normalerweise eilte dann sein Knappe zu Hilfe. Natürlich kam es auch vor, dass dieser zu langsam war. Dies hatte zur Folge, dass der Ritter von seinem Gegner getroffen oder gestochen werden konnte. Der Knappe ließ seinen Ritter demzufolge „im Stich“.
Auch der übrigen Bevölkerung gefielen die Ritterturniere und sie ließen sich von ihnen inspirieren. Sie organisierten beispielsweise das Fischerstechen, das auch heute noch in einigen Städten stattfindet. Dabei stehen sich zwei Mannschaften auf Booten gegenüber. Jeder versucht nun, die gegnerische Mannschaft mit einer Art Speer vom Boot ins Wasser zu stoßen. Die Mannschaft, bei der die Person mit dem Speer zuerst im Wasser ist, hat verloren.
Ihr seht, es ist kein sehr angenehmes Gefühl, im Stich gelassen zu werden.
Haare, Haare und noch mehr Haare!
Es gibt viele Redewendungen mit Haaren. Heute schauen wir uns zwei davon genauer an.
Ihr habt bestimmt schon einmal gehört: „Ach, lass dir deswegen doch keine grauen Haare wachsen.“ Das bedeutet, dass ihr euch keine allzu großen Sorgen z.B. wegen eines Problems machen sollt. Viele Leute sind davon überzeugt, dass die Haare schneller grau werden, wenn man Stress hat, viel nachdenkt oder sich sorgt. Außerdem sind graue Haare ein Zeichen des Alters. Wenn euch also graue Haare wachsen, beschäftigt euch etwas so stark, dass ihr in Sekundenschnelle altert.
Eine weitere Redewendung lautet: Haare auf den Zähnen haben. Klingt ziemlich eklig oder? Und auch irgendwie merkwürdig. Habt ihr schon einmal Haare auf den Zähnen gehabt oder jemanden mit Haaren auf den Zähnen gesehen? Bestimmt nicht.
Eine starke Körperbehaarung ist ein Signal von Männlichkeit. Damit verbindet man Stärke und Mut. Wenn jemand Haare an einer Stelle hat, an der normalerweise keine Haare wachsen, dann ist er besonders mutig. Heute benutzt man die Redewendung vor allem bei Frauen, die aggressiv auftreten oder Streit suchen. Es kann aber auch bedeuten, dass eine Frau sich durchsetzen kann.
Was hängt an der großen Glocke?
Ich habe meiner Freundin erzählt, was mir gestern passiert ist. Sie musste es an die große Glocke hängen. Ich bin echt enttäuscht von ihr.
An die große Glocke hängen? Was soll das heißen?
Wenn ich etwas an die große Glocke hänge, bedeutet das, dass ich vielen Menschen eine Geschichte weitererzähle.
Woher kommt diese Redewendung?
Früher existierten noch keine Handys oder elektronischen Kommunikationswege. Deshalb läutete man die Kirchenglocke. Sie war laut und gut zu hören. Alle Menschen wussten dann, dass es etwas Neues gab. Außerdem war es im Mittelalter üblich, Gerichtsverhandlungen mit Glockenschlag anzukündigen. So konnten die Menschen kommen und zuschauen. In beiden Fällen diente also die Glocke dazu, möglichst viele Menschen zu erreichen und zu informieren.
Wo begegnet man Menschen mit fremden Federn?
Heute habe ich mich über meinen Kollegen geärgert. Seit Wochen arbeiten wir an einer neuen Internetseite. Gestern hatte ich einige Ideen für das neue Layout. Heute sollten wir dann bei einem Meeting unsere neue Internetseite vorstellen. Mein Kollege hat dann so getan, als ob er alles alleine gemacht hätte. Dabei waren die Ideen, für die er vom Geschäftsführer gelobt wurde, von mir! Ich hatte mir alles genau überlegt und stundenlang daran gearbeitet. Mir fehlten die Worte. Mein Kollege hatte sich mit fremden Federn geschmückt, aber was sollte ich sagen?
Viele Leute schmücken sich mit fremden Federn, das bedeutet, dass sie fremde Leistungen oder Erfolge als ihre eigenen ausgeben. Oft werden sie für diese Leistungen gelobt. Sie bekommen also ein Lob für etwas, das sie nicht getan haben. Ziemlich gemein, findet ihr nicht?
Den Ursprung hat diese Redewendung wahrscheinlich in einer Fabel des römischen Dichters Phaedrus. Diese erzählt von einer Krähe, die Pfauenfedern findet. (Eine Krähe könnt ihr auf dem linken Foto sehen und einen Pfau rechts.)
Krähen haben nur schwarze Federn und so sah die Krähe diese schönen bunten Federn und dachte sich, dass sie mit diesen Federn schöner aussehen würde. Sie nahm also einige der Federn und fügte sie ihren schwarzen Federn hinzu. Stolz betrachtete sie sich und ging nun zu einer Gruppe von Pfauen. Diese erkannten aber sofort den Trick und begannen der Krähe, die einzelnen Federn herauszureißen. Natürlich zupften sie nicht nur die bunten Federn heraus, sondern auch einige schwarze Federn. Am Ende sah die Krähe also schlimmer aus als zu Beginn. Was konnte die Krähe daraus lernen? Sie merkte, dass es nicht gut ist, sich mit fremden Federn zu schmücken. Vielleicht profitiert man zunächst davon, doch am Ende, wenn die Wahrheit ans Licht kommt, steht man schlechter da als am Anfang.
Ich denke, mein Kollege wird das auch noch merken.
Hast du schon einmal einen Besen gefressen?
“Das kann nicht funktionieren. Wenn doch, fress‘ ich einen Besen.”
“Okay, ich hol dir schon einmal einen.”
Das kann man sich wunderbar bildlich vorstellen. Eine Person nimmt einen Besen in die Hand und isst ihn.
Das ist irgendwie merkwürdig oder? Aber was will man dann damit sagen?
Man benutzt diesen Ausdruck, um zu betonen, dass man sehr sicher ist, dass eine Sache nicht passiert. Ein Beispiel:
“Ich brauche nur fünf Minuten, um zu duschen, die Haare zu föhnen, mich zu schminken und mich anzuziehen.””Was? Wenn du das wirklich schaffst, fress’ ich einen Besen.”
Aber woher kommt diese Redewendung?
Leider gibt es keine genaue Erklärung für diese Redewendung, aber vielleicht hilft diese Vermutung: Mit einem Besen kehrt man die Wohnung, man entfernt den Schmutz. Er dient somit zur Reinigung. Der Besen selbst ist dann natürlich selbst schmutzig. Schmutzige Sachen isst niemand freiwillig. Es existiert ein großer Kontrast zwischen dem Unsauberen und dem Essen. Wenn jemand nun sagt, dass er einen Besen fressen wird, so ist er sehr überzeugt davon, dass diese Situation nicht eintritt. Er wird also nicht in die Situation kommen, diesen Besen wirklich essen zu müssen.
Viel Glück im neuen Jahr!
Zu Silvester sind Glücksbringer ein beliebtes Mitbringsel für die Party – egal, ob vierblättriges Kleeblatt, Glückscent, Hufeisen, Glücksschwein oder eine Kombination aus mehreren Symbolen. Auch der Marienkäfer soll Glück bringen. Aber warum ist dies so? Schon lange gilt der kleine Käfer mit Punkten auf dem Rücken als ein gutes Zeichen. Kommt er, so hilft er den Bauern, indem er Blattläuse frisst und somit einen Beitrag zu einer erfolgreichen Ernte liefert. Der Name Marienkäfer steht außerdem in Verbindung mit der Gottesmutter Maria. Es existiert der Glaube, dass sie den Käfer zur Unterstützung der Bevölkerung geschickt hat. Der Marienkäfer steht auch für Fleiß. Dabei ist es wichtig, einem Marienkäfer niemals vorsätzlich Schaden zuzufügen, beispielsweise indem man versucht, ihn zu verjagen, oder ihn gar zu töten. Man sagt, dass dies eher Pech bringen soll.
Hier also ein Marienkäfer für das neue Jahr: Alles Gute und viel Glück im Jahr 2016!
Wann hast du das letzte Mal kalte Füße bekommen?
Wer kennt das nicht? Im Winter schneit es und man bekommt kalte Füße. Allerdings kann der Ausdruck „kalte Füße bekommen“ auch eine andere Bedeutung haben. Wer Angst vor etwas hat und kneift, also im letzten Moment einen Rückzieher macht, bekommt redensartlich ebenfalls kalte Füße. Die Person sagt zum Beispiel einen Zahnarzt Termin ab oder sie setzt einen zuvor aufgestellten Plan nicht in die Tat um.
Doch woher kommt diese Redewendung?
Einerseits ist es möglich, dass Angst zu Durchblutungsstörungen führt. Dadurch hat man dann wortwörtlich kalte Füße. Eine andere Erklärung findet den Ursprung beim Glücksspiel. Früher war Glücksspiel verboten. Da natürlich trotzdem viele Menschen diesem Vergnügen nachgehen wollten, suchten sie nach einem geeigneten Plätzchen. Was gab es Besseres als einen dunklen Keller? Natürlich wurde dieser nicht beheizt. Wer nun beim Glücksspielen saß und dachte, dass ihm alles zu riskant wurde, verließ den Keller.
Grund: „Ich muss gehen, ich habe oder ich bekomme kalte Füße“.
Lügen, Lügen, nichts als Lügen…
Na, wann hast du das letzte Mal gelogen? Es existieren viele Redewendungen rund um das Thema Lügen:
Lügen, dass sich die Balken biegen, das Blaue vom Himmel herunter lügen, Lügen wie gedruckt und Lügen haben kurze Beine, um nur einige davon zu nennen.
Doch woher kommen sie?
Schauen wir uns zunächst mal die erste Redewendung Lügen, das sich die Balken biegen, an. Balken dienen beim Bau eines Hauses zur Stütze. Ohne Balken würde das Dach des Hauses zusammenfallen. Wie jeder weiß, ist lügen moralisch gesehen unrecht. Wer lügt, nimmt eine schwere Bürde oder Last auf sich. Diese Last, mit der man nach seiner Lüge leben muss, die man tagein, tagaus tragen muss, kann so schwer sein wie die Balken, die das Dach stützen. Wenn aber dieser Balken bricht oder einen Schaden hat, droht die Gefahr des Einsturzes. Ähnlich ist es mit dem sinnbildlichen Balken des Lügens: Wenn man gelogen hat, verliert man das Vertrauen seiner Mitmenschen. Übrigens lässt sich dieses Redewendung bereits im Mittelalter finden.
Das Blaue des Himmels, um zu unserer nächsten Redewendung zu kommen, scheint für uns Menschen unerreichbar, fern und nicht greifbar. Neben diesen Bedeutungen scheint Blau auch oftmals für Täuschung zu stehen. Jemand, der das Blaue vom Himmel lügt, ist demnach sehr begabt darin. Ihm gelingt es sogar, die Menschen davon zu überzeugen, dass der Himmel gar nicht blau ist.
Oftmals kann man Menschen ansehen, dass sie lügen. Manche können einem nicht in die Augen schauen, andere zucken nervös oder überlegen zu lange. Somit können Lügner durch Beobachtung häufig entlarvt werden. Die Erfindung der Druckkunst im 15.Jahrhundert wurde deshalb zunächst skeptisch betrachtet. Gewissermaßen ohne Kontrolle sollte nun geglaubt werden, was auf dem Papier stand. Vor allem bei zwei kontroversen Meinungen, die aufeinander trafen, war man stets davon überzeugt, dass die andere Seite, die Unwahrheit sagt, also lügt wie gedruckt.
Kommen wir nun zu unserer letzten Redewendung. Eine Person mit kurzen Beinen kann nicht so lange laufen und nicht so schnell rennen. Demzufolge kann diese Person nicht weit kommen. Dies bedeutet: Eine Person, die lügt, kann nicht lange mit dieser Lüge weitermachen. Die Lüge wird schon bald ans Tageslicht kommen.
Was lernen wir daraus? Lügen lohnt sich meistens nicht. Man verliert mehr, als man gewinnt, denn:
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er dann die Wahrheit spricht.