Wer Deutsch lernt, lernt wahrscheinlich schon in der ersten Lektion das Wort „und“ kennen. Meist wird es dann gar nicht weiter erklärt, denn die Sprachkenntnisse reichen noch nicht für genauere Definitionen aus, und man ist sich außerdem sicher, das Wort über eine einfache Übersetzung in die Muttersprache zu kennen und benutzen zu können.
Frage ich als Lehrkraft dann in den höheren Stufen mal nach, was „und“ eigentlich bedeutet, geben Lerner*innen immer noch Übersetzungen, oder bestenfalls die Erklärung:
„Und verbindet zwei Sätze.“
Wenn ich weiterfrage, höre ich zum Beispiel: „Oder zwei Nomen“, „Oder zwei Verben“ oder so etwas. Aber was kann „und“ nicht verbinden? Wenn ich darauf keine Antwort bekomme, zeige ich (bei Schüler*innen, Englisch können) gern dieses Foto, das ich vor einigen Jahren in Taiwan aufgenommen habe:
Die deutsche Übersetzung des englischen Namens wäre “Schön & Frühstück”. „Schön“ ist aber ein Adjektiv, und „Frühstück“ ist ein Nomen. Das kann man weder im Deutschen noch im Englischen mit einem „und“ verbinden, denn „und“ verbindet immer nur gleiche Strukturen. Der englische Name dieses Frühstückscafés in Taichung ist also eher nicht von Leuten ausgedacht worden, die gut Englisch konnten.
Normalerweise benutzen Deutschlerner*innen das „und“ instinktiv richtig, aber es gibt eine Situation, in der es immer mal wieder Fehler gibt, nämlich wenn auf einen Nebensatz ein „und“ folgt. Zum Beispiel:
„Ich habe eine Katze gesehen, die auf einem Baum saß, und konnte nicht herunterklettern.“
In diesem Satz steht nach dem „und“ ein Hauptsatz. Das heißt, dass es mit dem ersten Hauptsatz verbunden werden muss. Also bedeutet der Satz:
„Ich habe eine Katze gesehen und konnte nicht herunterklettern. Die Katze saß auf einem Baum.“
Wenn das Herunterklettern sich auf die Katze beziehen soll, dann heißt es richtig:
„Ich habe eine Katze gesehen, die auf einem Baum saß und nicht herunterklettern konnte.“
Jetzt verbindet das „und“ die beiden Nebensätze. Das kann man an der Position der Verben erkennen. In vielen Fällen ist die Bedeutung durch den Kontext klar, aber es ist besser, es richtig zu machen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Grundsätzlich ist es eine gute Idee, Sätze mit zwei oder mehr Nebensätzen nach dem Schreiben noch einmal genau durchzulesen. So kann man sichergehen, dass sie auch verständlich sind.